Es ist Zeit, dass das Plastikstuhlfoto den Cat Content ablöst.

Ich schrieb gerade: „2004 habe ich plastikstuhl.de registriert und 2005 dieses bescheidenen kleinen Blog gestartet, um ein paar eigene Plastikstuhlfotos ins Netz zu stellen.“ Dann habe ich noch einmal nach gelesen, was ich in meinen ersten Blogpost schrieb. Das war nämlich etwas weniger bescheiden:

Hier soll die größte und schönste Plastikstuhlfotosammlung seit Menschen Gedenken entstehen.

Einen Monat später hatte ich mir dann doch schon überlegt, dass es cooler ist (oder vielleicht auch einfacher?), wenn ich mir die Plastikstuhlbilder auch von anderen zuschicken lassen:

Plastikstuhl sichten. Kamera rausgeholt. Motiv fokussiert und erlegt.
Und her mit dem Bild. Solange es hier keine post-Funktion gibt, kannst du deine Plastikstuhlfotos an henning (ät) schuh-gefunden.de schicken. Klick! Schick! Chic!

Diese „post-Funktion“ habe ich dann übrigens sieben Jahre später, im letzten August eingebaut. Der Plastikstuhl ist einfach zu universal und omnipräsent, als dass es Sinn ergeben würde, nur eigene Plastikstuhlfotos zu veröffentlichen, das würde dem Objekt nicht gerecht. Ich kann ja nicht überall sein und vor allem würde es der Geschichte des beliebtesten Sitzmöbelstück dieser schönen Erde nicht gerecht, wenn ich es hier auf die Perspektive meiner schäbigen Kamera reduzieren würde.

Der Plastikstuhl ist nicht nur das „globale Objekt“ schlechthin. Der Plastikstuhl ist Sinnbild unserer menschlichen Existenz. Alle Plastikstühle sind gleich. Und doch ist jeder einzelne davon unterschiedlich und einzigartig. Jeder hat seinen eigenen Standpunkt und ist doch überall. Die Nerds und Geeks, die Twitteria, die Digitale Boheme, die Blogosphäre und {hier weitere Buzzwords einsetzen} haben diese Erkenntnis verschlafen! Während das Internet technisch längst den Sprung von unseren sperrigen, schweren Heimcomputern in mobile Devices gemacht hat, haftet die struktur-konservative Netzgemeinde noch immer beim Stubentiger. Es ist Zeit, dass das Plastikstuhlfoto den Cat Content ablöst. Wo immer ihr auch geht. Ihr werdet ihn finden. Und wo ihr ihn findet: fotografiert ihn.

Wovon ich rede, wenn ich von Plastikstuhlfotos rede.

Offen bleibt für viele die Frage, was ein Plastikstuhl ist. Öfter erreicht mich per Mail oder Twitter so was, wie dieses Bild der @pressepfarrerin:

Es wäre wirklich zu ausufernd, jeden Stuhl zu fotografieren, der auch aus Plastik besteht. So lieb das auch gemeint ist. Plastikstuhl.de konzentriert sich seit eh und je, auf den klassischen Monobloc-Plastikstuhl: aus Polypropylen, stapelbar, vierbeinig, aus einem Stück gegossen. Für plasticchair.org – meinem systematischeren Versuch, ein Plastistuhlfoto aus JEDEM Land zu finden – habe ich dies mal verschriftlicht gehabt:

  • Not every chair containing plastic is a plastic chair.
  • A plastic chair is made completely from plastic. No metal, no wood, no whatsoever. Plain plastic.
  • The plastic chair, is a monobloc plastic chair: made out of one piece. Not foldable.
  • Preferably, the chair has (or had) got four legs.
  • every color is fine. It’s not only about Those White Plastic Chairs

Die folgenden beiden Bilder von @pressepfarrin sind perfekt Beispiele dafür, wo von ich rede, wovon ich von Plastikstuhlfotografien rede. Und ich freue mich über jedes weitere Beispiel, sei es aus eurem Garten oder von irgendwo auf der Welt.

Kreuzzug is coming home

Nach Städten wie Erfurt und Zürich hat sich nun auch die katholische Kirche auf einen Kreuzzug gegen den Plastikstuhl begeben. Katholisch.de berichtet:

Freiburg – Massive Holzbank statt Papphocker oder Plastikstuhl: Beim Freiburger Papstgottesdienst Ende September werden die Pilger auf soliden, fünf Meter langen Holzbalken aus Schwarzwälder Weißtanne Platz finden. Rund 5.000 der jeweils mehr als vier Zentner schweren Bänke hat die katholische Kirche bei regionalen Sägewerken in Auftrag gegeben. Der Prototyp der Schwarzwälder Wertarbeit wurde am Freitag im Schatten des Freiburger Münsters vorgestellt.

Der Papstbesuch ist nun vorbei – und anders als etwa in Barcelona oder Brno durften die Gäste tatsächlich nicht auf bequemen Monobloc-Stühlen Platz nehmen, sondern wurden auf harte Holzbänke gepfercht.

Die katholische Kirche ist dabei nicht dumm und macht aus dem alten Holzschrott nun noch ein Heidengeld. Unter www.papstbank.de können die vier bis fünf Meter langen Teile zum Preis von 410€ bestellt werden. Wobei 30€ für mildherzige Zwecke verwendet werden sollen. Was der Heilige Stuhl und deine lokalen Gliederungen mit dem Restbetrag anstellen bleibt unklar. Die Bänke werden dabei nummeriert verkauft. Die Nummer 666 ist übrigens bereits verkauft. An Christian Engelhard von der Gisinger GmbH. Respekt.

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Plastikstühle im Blogger-Dorf

Via Twitter wurde ich während meiner Urlaubszeit von vielen netten Leuten, auf den Artikel „Kontrollverlust im Blogger-Dorf“ von Elke Wittich in der Jungle World aufmerksam gemacht…

Abgesehen von der Größe des Egos unterscheiden sich Blogger unter anderem durch die Sachkundigkeit, mit der sie ihre Themen präsentieren. Die coolsten Blogs sind in aller Regel die, in denen Leute sich mit ihrem eigenem Hobby vom Sammeln und kunstgerechten Befüllen japanischer Bento-Lunchboxen bis hin zur Dokumentation von internationalen Plastikstuhl-Fotos beschäftigen oder das Gebiet, in dem sie meistens auch arbeiten, so aufbereiten, dass es für Laien verständlich wird.

Danke. 🙂

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„Wein und… Plastikstühle“ – die erste Folge meines neuen Podcasts

Die erste Folge meines kleinen Podcastprojektes „Wein und…“ ist fertig geworden. Im Mittelpunkt stand dabei ein Thema, dass mir persönlich sehr am Herzen liegt: Plastikstühle. Zu Gast in Berlin sprach ich mit Tina Roeder und Jens Thiel, die sich seit 2002, bzw. 2003 intensiv auf künstlerische, designkritische, soziologischer und kultureller Perspektive mit dem Monobloc Plastikstuhl auseinandergesetzt haben.

Dank der – nicht ganz zufälligen – Themenauswahl für die erste Episode brauche ich „Wein und …“ gar nicht mal off-topic ankündigen. Ich freue mich, wenn ihr den Podcast-Feed abonniert und bin auf euer Feedback gespannt.

Warum auch ein Genius kein Ersatz für DJ Plastikstuhl ist…

Nun. Vor dem letzten RischRusch habe ich meine iTunes-Bibliotheken mal wieder synchronisiert. Und als dann auf meinem Klappcomputer iTunes nicht geöffnet werden konnte, weil die Library von einer neueren iTunes-Version erstellt war (nämlich vom iMac daheim), musste ich zwangsläufig schnell auch auf meinem guten alten iBook ein Update machen. Nun also überall iTunes 8 mit der viel diskutierten Genius-Funktion. Im Prinzip ’ne nette Idee und besser als Shuffle oder die eingebaute „Party-Jukebox“, aber eben doch beschränkt auf das was Genius kennt. Und das ist zwar quantitativ wohl mehr als ein/e DJ kennen kann, aber Spezialwissen kann da wohl vorerst nicht verlangt werden.

Schauen wir also mal wie gut Genius von seinen Nutzer_innen lernen kann und die haraway’sche Geburt einer Cyborg-DJ voran kommt.

Ein echter Gewinn in iTunes wäre übrigens eine optionale Fade-Funktion, mit der manuell von einem zum anderen Track gesteuert werden kann und ein iTunes, das von Haus aus eine externe Soundkarte als zweiten Audio-Ausgang akzeptiert. Bis dahin – oder bis zur Neuinvestition in ein MacBook (Pro?:-P), muss wohl die Behelfsversion mit iMic+Detour+VLC+iTunes als Sortiertisch genügen. – Das heißt nachdem ich das Problem zwischen iTunes 8 und Detour gefunden und behoben habe.

Boar. Was’n Geschwätz. Frohes neues Jahr und gute Nacht.

Happy Independence Day! | !יום עצמאות שמח

… und einen wunderschönen Tag der Befreiung. Vor 63 Jahre kapitulierte Deutschland. Die Armeen der Sowjetunion, der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und Frankreichs befreiten Europa von Nationalsozialismus und Krieg und beendeten die Shoa, in der die Deutschen sechs Millionen jüdische Menschen ermordeten.

Drei Jahre später (nach dem jüdischen Kalender heute vor 60 Jahren) gründete sich Israel. Dem Land wurde nicht nur am Tag nach seiner Unabhängigkeitserklärung von den Nachbarn der Krieg erklärt. Bis heute muss die (jüdische wie arabische Bevölkerung) Angst vor Raketenbeschuss und Selbstmordanschlägen haben. Und dennoch. Heute ist Israel der einzige Staat, in dem jüdische Menschen nicht als Minderheit auf das Good Will der jeweiligen Mehrheit angewiesen ist.

Israel, die einzige Demokratie im Nahen Osten hat Geburtstag. Das ist für uns ein Grund zu Feiern. Und feiern werden wir nicht nur mit ein paar Worten und nicht nur am 8. Mai (dem Israelischen Unabhängigkeitstag nach dem jüdischen Kalender) und dem 14. Mai (dem Unabhängigkeitstag nach dem gregorianischen Kalender).

Ich schließe mich den Gratulationen des BAK Shalom an:

Diesen Monat nehmen wir uns zum Anlass, um auf eigene, wie andere Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Wir wollen nachdenken und gedenken, bei verschiedenen Anlässen unsere Sympathie und Solidarität bekunden und natürlich feiern. Im Laufe des Mais werden wir weiterhin über aktuelle Events informieren, Hinweise von Politik bis Musik geben und euch mit Informationen versorgen. Anregungen nehmen wir gerne entgegen.

Und seit gestern sind die schicken neuen Aufkleber des BAK Shalom fertig:

Aufkleber des BAK Shalom | bak-shalom.de Aufkleber des BAK Shalom | bak-shalom.de
Aufkleber des BAK Shalom | bak-shalom.de Aufkleber des BAK Shalom | bak-shalom.de

Also. Happy Birthday Israel! Und: Happy Birthday Kapitulation!

„Warum dieser Stuhl?“

Cover: Warum dieser StuhlTja, „Warum dieser Stuhl?“… Diese Frage musste ich als bloggender Plastikstuhlfotograf und -sammler auch oft beantworten. Bei mir beantwortet sich diese Frage über ein halbes Jahr in Israel, zufällige – unvermeidbare – Begegnungen mit hunderten von Plastikstühlen in Tel Aviv. Fotografieren, ohne einen Plastikstuhl im Motiv zu haben schien vieler Orts unmöglich. Und so schlich sich der Plastikstuhl in mein Leben. Erst zufällig, dann ebenso systematisch wie leidenschaftlich.

„Warum dieser Stuhl?“ ist eine höchst persönliche Frage. – Mit Sicherheit gibt es mehr Sitzgelegenheiten als Gesäße auf Erden und glauben wir Jens Thiel, ist der Plastikstuhl davon die häufigste. Gar das häufigste Möbelstück dieses Planeten. – Jede und jeder mag ihre oder seine Vorlieben haben. Ich würde im Moment mit niemanden lieber mein Stuhl tauschen, als mit diesem Herrn am Strand von Tel Aviv.

Der extrem stylische schweizer Verlag Niggli hat ein ansehnliches Buch heraus gegeben, dass sich unserer hier wiederholten Frage widmet: „Warum dieser Stuhl?“ In dem von Egon Chemaitis und Karen Donndorf herausgegebenen Werk kommen 18 „Gestalter über Gestaltung“ zu Wort. Die Publikation stellt die gründlich redigierte und hübsch layoutete Verschriftlichung von neun moderierten Dialogen im freitagsforum der Universität der Künste in Berlin dar. Zu diesen brachten je zwei Architekt_innen, Designer_innen, Filmemacher_innen oder sonstige Gestalter_innen einen Stuhl ihrer Wahl mit. Und jede Gespächsrunde begann mit der selben Frage. Genau. „Warum dieser Stuhl?“ Martí Guixé, 1964 geborener „Ex-Designer“, der unter anderem bereits imMoma und dem Centre Pompidou ausstellte war die Person, die den unvermeidbaren gemeinen Monoblock-Plastikstuhl mitbrachte.

warum_dieser_stuhl.jpg

Um es gleich zu sagen: Die Geschichte, die uns Guixé erzählt, ist nicht gerade die spannendste in diesem Buch.

Ich habe nicht so viel zu diesem Stuhl zu sagen. (Lachen) Es ist ein weißer Standard-Plastikstuhl.

Guixé berichtet, wie er 2004 in Milano, zehn dieser Stühle mit „Stop discrimination of cheap furniture“ beschrieben hat und diese dadurch unglaublich teuer wurden. Und eigentlich ist hier bei Martí Guixé auch Schluss mit der Erzählung über den Stuhl. Es folgen Ausführungen über seine Projekte mit Klebeband, darüber, dass er nicht kocht, sondern sich irgendwas machen lässt, weil „man essen muss, um den Körper weiter in Funktion zu halten“. Und ähnlich sei es mit dem Sitzen. Form follows function. Und Schluss.

Eine interessante Bemerkung, nämlich dass „das Objekt“ an sich in den letzten zwanzig Jahren an Bedeutung verloren hat und durch „die Marke“ verdrängt worden sei, widerlegt Guixé durch den mitgebrachten Plastikstuhl eigentlich selbst. Schließlich ist dieses globale Objekt nicht durch eine Marke bis heute ein weltweites Phänomen, sondern durch seine Form. Doch der Ex-Designer meint, das Objekt sei nicht mehr wichtig. Und so verblasst auch alles was Guixé (zum Stuhl) zu sagen hat und kann getrost vernachlässigt werden. Nicht jedoch das Buch, welches auf seinen 270 Seiten viel wissenswertes, liebevolle Anekdoten und schöne Bilder enthält. Für Menschen, die sich für Design interessieren, gern sitzen und lesen eine lohnenswerte Anschaffung.

Chemaitis, Egon/Donndorf, Karen (2007): Warum dieser Stuhl. Gestalter über Gestaltung, Niggli-Verlag, Sulgen/Zürich

Krasse Spam-Attacke… Kein Wunder, dass Google mich gekickt hat.

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Ende letzten Monats bekam ich eine böse Mail von Google, in der es hieß, ich würde durch verborgene Links meine Suchergebnisse manipulieren wollen. Ich hielt die Mail selbst erst für Spam, sah dann aber noch in den Google Webmaster Tools nach und erhielt dort die selbe Nachricht. Doch da ich die verborgenen Links nicht finden konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als eine Antwort zu schreiben, dass ich von nix wüsste. Mithilfe einer anderen Suchmaschine und eines Texteditor konnte ich dann heute tatsächlich die versteckten Links zu irgendwelchen obskuren Porno-Seiten finden. In drei meiner Blogposts waren diese enthalten. Und ich habe keine Ahnung, wie diese dort hinein kamen. Nun ja. Ich habe mein Passwort geändert und werde schnellst möglich meine WordPress-Software updaten. Schließlich gibt es gerade mal wieder eine leckere neue Version.

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