Riotpropaganda hat einen Mopo-Artikel zur Renaissance des Palifeudels in Hamburg dokumentiert. Während dort richtig festgestellt werden, dass „auch“ Nazis den mittlerweile tragen um ihre „anti-israelische Haltung“ zur Schau zu tragen ist offenbar, wie Riotpropaganda richtig festhält, keine Zeit für Recherche verschwendet worden. Denn dann wäre wohlmöglich in dem Artikel auch festgehalten worden, dass das Tuch seit dem zweiten Viertel des letzten Jahrhunderts nicht bloß „auch“ einen antisemitischen Bezug hat, sondern ganz explizit mit arabischen Antisemitismus verbunden ist. In einem Flugblatt der JDJL, bei Bad Weather archiviert wird kurz und knapp auf die Verbindung zwischen völkischen Strömungen in „Deutschland“ und „Palästina“ eingegangen:
In Deutschland sprechen heute nur noch die Nazis von Volksbefreiung und berufen sich auf den gerechten Kampf des palästinensischen Volkes, gegen Israel, gegen den Staat der Juden. Und da sind wir angelangt. Bei der Auseinandersetzung zwischen Palästinensern und Israel. Bereits zwischen 1936 und 1939 wurde das Kleidungsstück, das ursprünglich nur die ländlichen Fedayin Arabiens trugen, vom Großmufti von Jerusalem unter Strafandrohung bei der eigenen Bevölkerung durchgesetzt. Das Tragen europäischer Hüte wurde verboten. Diejenigen, die sich dagegen wehrten, wurden verprügelt oder erschossen. Die deutschen Nationalsozialisten haben diesen Großmufti finanziell unterstützt. So starteten die Nazis in Berlin eine Pressekampagne gegen die Teilung Palästinas. Prompt bedankte sich der Mufti bei den deutschen Nazis: Schon damit habe die deutsche Regierung dem Kampf der Araber in Palästina um ihre Selbständigkeit einen großen Dienst erwiesen. Das Pali -Tuch ist der Ausdruck des Kampfes gegen Israel.
Kein Wunder also, dass heute – neben vielen Menschen ohne reflektierten politischen Bewusstsein zum Nahostkonflikt und der deutschen Geschichte – die Kufiya heute in der BRD vor allem von Nazis und Steinzeitlinken getragen werden, die noch (wahlweise) der RAF, der SED, der Bewegung 2. Juni oder alten K-Gruppen nachtrauern. Dabei gibt es heute durchaus emanzipatorische Linke Gruppen, die sich differenzierter mit diesen Fragen auseinandersetzen (vgl. dort auch die Link-Liste zu israelsolidarischen Gruppen).
Ein lesenswerter Artikel darüber, wie der Staat Israel in den 1970er Jahren durch die antisemitische deutsch-palästinensische Achse konfrontiert war, findet sich übrigens im Tagesspiegel.
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Auf der „You“ trugen tausende das Pali-Tuch, ich war völlig platt. Nächstes Jahr gibt’s die Aufklärungskampagne dazu!