Restaurantkritiker als Plastikstuhlkritiker



Ein wahrscheinlich gar nicht mal
schlechtes Lokal in der sardischen
Kleinstadt Dorgali.

Ein schockierendes Zeitungsinterview, das Flickr-User h.neu da aufgetan hat. In der Süddeutschen Zeitung erschien unter dem Titel “Wenn der Aperitif teurer ist als der Stuhl…“ das Gespräch mit jemanden, der seit 20 Jahren einen Hasskreuzzug – naja Kreuzzüge aus Liebe wird es kaum geben – gegen unschuldige Plastikstühle führt.

Was ein weißer Plastikstuhl vor einem Restaurant mit der Qualität des Essens zu tun hat – ein Interview mit dem Gastrokritiker Wolfgang Abel, der weiße Plastikstühle hasst. Er behauptet dabei, dass Plastikstühle einen Indikator für die gute Restaurants sei: „In einem Plastikstuhlrestaurant wird man kaum gut essen können. Vielleicht jugoslawische Küche, Jägerschnitzel, Toast Hawaii. Und die üblichen Döner. Der Stuhl steht für die Einstellung des Wirts. Wenn er ohne Aufwand flüssig abkassieren will, stellt er sich Plastikstühle vors Haus.“ Dabei stehen eben solche Möbel nicht nur bei einer famosen Pizzeria in der Thadenstraße, sondern auch bei dem sagenumwobenen Hummus-Lokal von Shlomo in der Nähe des Carmel-Marktes in Tel Aviv. Unglaublich!

Dazu kommt bei Abel ein nahezu unerträglicher Farbrassismus. So sei weiß die einzige erträgliche Plastikstuhlfarbe, die auf dem Waschbeton vor dem Vereinsheim eines Bezirksligisten „völlig in Ordnung“ sei… Welch absurde Ideologie. Ein wenig scheint sich diese jedoch durchgesetzt zu haben. Bei der Fotocommunity flickr etwa haben sich mittlerweile 132 Mitglieder der Gruppe Those White Plastic Chairs verschrieben, während die multi-color-Gruppe Plastic Chairs bei gut 30 Plastikstuhlfans stagniert.

Dabei behält Plastikstuhlkritiker Abel mit einem sogar recht: „Der Plastikstuhl ist eine Gesinnung.“ – Ob weiß, grün oder blutwurstrot: Verteidigen wir also unser Anliegen. Schafft ein, zwei, viele Plastikstühle! Fotografieren wir sie, zollen wir ihnen Respekt, widmen wir ihnen Internetseiten und wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit und Zuneigung.

4 thoughts on “Restaurantkritiker als Plastikstuhlkritiker

  1. Pingback: www.plastikstuhl.de » Gewalt gegen Plastikstuhl

  2. Gebt nicht so viel auf den geistigen Dünnschiss von Wolfgang Abel. Ein selbsternannter GastroKritiker über dessen Berichte wir schon lange nicht mehr lachen, sondern uns kopfschüttelnd abwenden!

  3. Danke für den Hinweis. Ich bin bisher noch im Lachstadium, da dieser SZ-Artikel das erste und einzige Mal war, das ich von Abel gelesen habe. Nun ja.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.